Archiv für den Monat: Oktober 2025

Filmvorführung im Rahmen der Näli 2025: Masel Tov Cocktail mit anschließendem Podiumsgespräch mit Malwina Miziarska (Keshet) Joël Ben-Yehoshua am 18.10.2025

[kany] (Thälmannstraße 26, 99085 Erfurt) I 18.10.2025 I 19:00

Dima ist wütend. Wütend darüber, dass sich sein Leben in erster Linie um eines zu drehen scheint: seine jüdische Identität. Der Film „Masel Tov Cocktail“ gewährt Einblicke in seinen Alltag, der gezeichnet ist durch Geschichtsvergessenheit, Viktimisierung, Schuldabwehr und Antisemitismus. Auch unsere Podiumsgäst*innen Malwina Miziarska (Keshet) und Joël Ben-Yehoshua sind in ihrem Alltag mit diesen Themen konfrontiert. Gemeinsam mit ihnen wollen wir den Film schauen und im Anschluss besprechen.

Gemeinsame Zuganreise zur Kundgebung 6 Jahre nach dem Anschlag von Halle und Wiedersdorf

Gemeinsame Zuganreise ab Erfurt:

09.10.2025 I 13:40 Uhr Willy-Brandt-Platz Erfurt

Im Nachfolgenden dokumentieren und unterstützen wir den Aufruf der Soligruppe 9. Oktober, dem TEKIEZ und dem Solidaritätsnetzwerk der Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt:

„Am 09.10. und 364 Tage im Jahr: Räume des Erinnerns schaffen! Kundgebung am 9. Oktober 2025 vor dem TEKİEZ, Ludwig-Wucherer-Straße 12 von 16-18 Uhr.

Mit der Soligruppe 9. Oktober, dem TEKİEZ und dem Solidaritätsnetzwerk der Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

6 Jahre nach dem Anschlag von Halle und Wiedersdorf an Yom Kippur 5780, dem 9. Oktober 2019 Nach 6 Jahren wollen wir mit euch gemeinsam reflektieren: Wie schaffen wir viele Räume des Erinnerns und können diese erhalten? Wie verhindern wir, dass Gedenken inhaltsleer wird? Wie gelingt es uns, verschiedene Perspektiven einzubinden? Und wie kann Erinnern und Gedenken unabhängig von den Jahrestagen aussehen? Die Folgen des Anschlags beschäftigen uns nicht nur heute, sondern dreihundervierundsechzig Tage im Jahr.

Eure Solidarität schafft Räume des Erinnerns! Deshalb ist uns auch in diesem Jahr die Kundgebung als Ort des selbstbestimmten Gedenkens wichtig. Reden werden Überlebende des Anschlages von Halle und Wiedersdorf, aber auch Angehörige des Solidaritätsnetzwerkes der Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

In Erinnerung an Jana L., in Solidarität mit allen Angehörigen und Freund*innen sowie mit allen Überlebenden des antisemitischen, rassistischen und antifeministischen Anschlags vom 9. Oktober 2019 an Yom Kippur 5780 in Halle und Wiedersdorf. Auf Wunsch einer Familie posten wir einen Namen nicht. Wir gedenken allen.

Wir laden euch herzlich zur Kundgebung ein, bringt gerne Kerzen, kleine Lichter oder Laternen zum Gedenken mit.

English:

On October 9 and 364 days a year: Create spaces of remembrance! Rally on October 9, 2025, in front of TEKİEZ, Ludwig-Wucherer-Straße 12, from 4 to 6 p.m.

With the Solidarity Group October 9, TEKİEZ, and the Solidarity Network of Victims of Right-wing, Racist, and Anti-Semitic Violence.

Six years after the attack in Halle and Wiedersdorf on Yom Kippur 5780, October 9, 2019 After 6 years, we want to reflect together with you: How can we create many spaces for remembrance and preserve them? How can we prevent remembrance from becoming meaningless? How can we succeed in incorporating different perspectives? And how can remembrance and commemoration look independent of anniversaries? The consequences of the attack concern us not only today, but three hundred and sixty-four days a year.

Your solidarity creates spaces for remembrance! That is why the rally is important to us again this year as a place of self-determined commemoration. Survivors of the attack in Halle and Wiedersdorf will speak, as will members of the solidarity network of those affected by right-wing, racist, and anti-Semitic violence.

In memory of Jana L., in solidarity with all relatives and friends, as well as with all survivors of the anti-Semitic, racist, and anti-feminist attack on October 9, 2019, on Yom Kippur 5780 in Halle and Wiedersdorf. At the request of one family, we are not posting a name. We remember everyone. We cordially invite you to the rally. Please feel free to bring candles, small lights, or lanterns to commemorate the occasion.“

Lesung: In Trauer um die Opfer und in Solidarität mit den Überlebenden des antisemitischen Pogroms am 07. Oktober 2023

Vor zwei Jahren, am 07. Oktober 2023, ereigneten sich die größten antisemitischen Pogrome der Nachkriegszeit. An diesem Tag verübte die islamistische Terrormiliz Hamas unermessliche Gräueltaten an der israelischen Zivilbevölkerung: 1200 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 5400 weitere wurden verletzt, etwa 250 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die Betroffenen erfuhren schwerste Misshandlungen und Folter, gegen Frauen wurde sexualisierte Gewalt gezielt als Waffe eingesetzt. 

Seit diesem Tag ist viel geschehen: Antisemitische Ausschreitungen häufen sich in Deutschland und weltweit, auch unter der Beteiligung linker Gruppen, die sich selbst als emanzipatorisch und progressiv verstehen. In Erfurt haben sich, wie vielerorts, links-autoritäre Gruppen etabliert, die den anhaltenden Krieg im Nahen Osten als Projektionsfläche für ihren glühenden Antisemitismus missbrauchen. Große Teile der übrigen Linken hüllen sich in Schweigen, auch weil sie Angst haben, dass eine Kritik am grassierenden israelbezogenen Antisemitismus als vorbehaltslose Unterstützung der Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung gelesen werden könnte – oder als Entsolidarisierung mit der palästinensischen Zivilbevölkerung. Linke Solidaritätsbekundungen mit den Opfern, Angehörigen und Geiseln des Massakers des 07. Oktobers und der gesamten israelischen Zivilbevölkerung sind selten und in Thüringen kaum vorhanden. Dabei ruft das Forum der Geiselangehörigen immer wieder zu landesweiten Streiks und Blockaden mit der Forderung auf, die Geiseln zu befreien und den Krieg zu beenden. Hunderttausende Israelis folgten ihren Aufrufen. 

Gleichzeitig beobachten wir wie rechte und konservative Kreise, das Massaker der Hamas politisch instrumentalisieren, um ihre rassistische Ideologie zu rechtfertigen. Sie verklären Antisemitismus zum Problem der „Anderen“ und versuchen auf diese Weise das Land, das die Shoa hervorgebracht hat, von Antisemitismus freizusprechen. Dies geht oft mit einer massiven Enthumanisierung der Zivilbevölkerung Gazas einher, die enorm unter dem andauernden Krieg leidet. 

Es braucht dringend eine linke Präsenz, die sich sowohl klar gegen rechte Ressentiments, als auch  gegen das Verharmlosen des antisemitischen und islamistischen Terrors der Hamas, Hisbollah, Houthi und des Mullah-Regimes stellt. Erklärtes Ziel der letzteren ist die Auslöschung Israels, dem einzigen wirklichen Schutzraum für Juden*Jüdinnen, der zu seiner Erhaltung gerade zu dieser Zeit auf Solidarität angewiesen ist. 

Noch immer befinden sich mindestens 48 israelische Geiseln in den Händen der Hamas, von denen noch 20 am Leben sein sollen. Noch immer erfahren sie massive psychische und physische Gewalt. Noch immer bangen ihre Angehörigen Tag für Tag um ihre Leben. Am diesjährigen Jahrestag des Massakers wollen wir uns inhaltlich mit dem 07. Oktober auseinandersetzen – in Trauer um die Opfer und in Solidarität mit den Überlebenden. Hierzu werden wir ausgewählte Texte vorlesen und im Anschluss gemeinsam besprechen. 

[L50] (Lasallestraße 50) I 07.10.2025 I 19:30