Lesung: In Trauer um die Opfer und in Solidarität mit den Überlebenden des antisemitischen Pogroms am 07. Oktober 2023

Vor zwei Jahren, am 07. Oktober 2023, ereigneten sich die größten antisemitischen Pogrome der Nachkriegszeit. An diesem Tag verübte die islamistische Terrormiliz Hamas unermessliche Gräueltaten an der israelischen Zivilbevölkerung: 1200 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 5400 weitere wurden verletzt, etwa 250 wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die Betroffenen erfuhren schwerste Misshandlungen und Folter, gegen Frauen wurde sexualisierte Gewalt gezielt als Waffe eingesetzt. 

Seit diesem Tag ist viel geschehen: Antisemitische Ausschreitungen häufen sich in Deutschland und weltweit, auch unter der Beteiligung linker Gruppen, die sich selbst als emanzipatorisch und progressiv verstehen. In Erfurt haben sich, wie vielerorts, links-autoritäre Gruppen etabliert, die den anhaltenden Krieg im Nahen Osten als Projektionsfläche für ihren glühenden Antisemitismus missbrauchen. Große Teile der übrigen Linken hüllen sich in Schweigen, auch weil sie Angst haben, dass eine Kritik am grassierenden israelbezogenen Antisemitismus als vorbehaltslose Unterstützung der Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung gelesen werden könnte – oder als Entsolidarisierung mit der palästinensischen Zivilbevölkerung. Linke Solidaritätsbekundungen mit den Opfern, Angehörigen und Geiseln des Massakers des 07. Oktobers und der gesamten israelischen Zivilbevölkerung sind selten und in Thüringen kaum vorhanden. Dabei ruft das Forum der Geiselangehörigen immer wieder zu landesweiten Streiks und Blockaden mit der Forderung auf, die Geiseln zu befreien und den Krieg zu beenden. Hunderttausende Israelis folgten ihren Aufrufen. 

Gleichzeitig beobachten wir wie rechte und konservative Kreise, das Massaker der Hamas politisch instrumentalisieren, um ihre rassistische Ideologie zu rechtfertigen. Sie verklären Antisemitismus zum Problem der „Anderen“ und versuchen auf diese Weise das Land, das die Shoa hervorgebracht hat, von Antisemitismus freizusprechen. Dies geht oft mit einer massiven Enthumanisierung der Zivilbevölkerung Gazas einher, die enorm unter dem andauernden Krieg leidet. 

Es braucht dringend eine linke Präsenz, die sich sowohl klar gegen rechte Ressentiments, als auch  gegen das Verharmlosen des antisemitischen und islamistischen Terrors der Hamas, Hisbollah, Houthi und des Mullah-Regimes stellt. Erklärtes Ziel der letzteren ist die Auslöschung Israels, dem einzigen wirklichen Schutzraum für Juden*Jüdinnen, der zu seiner Erhaltung gerade zu dieser Zeit auf Solidarität angewiesen ist. 

Noch immer befinden sich mindestens 48 israelische Geiseln in den Händen der Hamas, von denen noch 20 am Leben sein sollen. Noch immer erfahren sie massive psychische und physische Gewalt. Noch immer bangen ihre Angehörigen Tag für Tag um ihre Leben. Am diesjährigen Jahrestag des Massakers wollen wir uns inhaltlich mit dem 07. Oktober auseinandersetzen – in Trauer um die Opfer und in Solidarität mit den Überlebenden. Hierzu werden wir ausgewählte Texte vorlesen und im Anschluss gemeinsam besprechen. 

[L50] (Lasallestraße 50) I 07.10.2025 I 19:30